Berichte
Sonnige Partnerschaftstage in Kamp-Bornhofen
Vom 25.5. bis 28.5.2017 besuchten 47 Personen, 44 Erwachse und 3 Jugendliche, aus unserer
Partnergemeinde Urzy in Burgund Kamp-Bornhofen um die 20-jährige Besiegelung des Partnerschaftsvertrages in Kamp-Bornhofen zu feiern.
Auch Petrus gratulierte zum Geburtstag der Partnerschaft und beschenkte uns mit herrlich sonnigem
Wetter an allen Tagen.
Wie immer gab es ein großes Hallo, als der französische Reisebus am Donnerstag auf dem Flüzerplatz eintraf. Zur Begrüßung gab es viele Küsschen und Umarmungen und schließlich einen
Aperitif.
Nach den Grußworten der Vorsitzenden Dr. Mechthild Schauren aus Kamp-Bornhofen
und Francoise Evrard aus Urzy gingen die französischen Freunde mit "ihren Familien" nach
Hause. Bei anregenden Gesprächen, leckerem Essen und deutschem Bier oder Wein verging der
Abend wie im Flug.
Am Freitag stand zunächst ein Besuch der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn auf dem Programm.
Partnerschaftsmitglied und Bonn- Kenner Dr. Helmut Frühauf hatte einen sehr informativen Rund-
gang geplant. Zwei französische und zwei deutsche Gruppen wurden nach seinen Ausarbeitungen
durch Bonn geführt. Der Rundgang begann an der Münsterbasilika, führte zum Beethovendenkmal,
zum Sterntor und durch die Sternstraße zum alten Rathaus und dem Marktplatz. Anschließend
ging es am Beethovenhaus vorbei zur Remigiuskirche, zur Oper und der Rheinpromenade und zum Alten Zoll. Den Abschuss bildeten die Universität (das Kurfürstliche Schloss) mit dem Hofgarten und der Blick vom Kurfürstlichen Schloss auf die Poppelsdorfer Allee und das Poppelsdorfer
Schloss. Wir erfuhren, dass Bonn, ebenso wie alle älteren Städte zwischen Basel und Köln, die
linksrheinisch liegen, auf römische Vorläufer zurückgeht. Entscheidend für Bonn ist seine
Verkehrslage: die Nord¬Süd Verbindungen treffen hier auf eine Querverbindung von West nach Ost, aus dem Raum Aachen in das Siegtal. Den Siedlungsnamen "Bonn" haben die Römer von
der Vorbevölkerung übernommen. Als erster legte Drusus, Stiefsohn des Augustus, eine Reihe
von Befestigungsanlagen an. Zur Zeit des Tiberius (14-47 n. Chr.) wird an einer alten übergangsstelle über den Rhein im heutigen Norden der Stadt ein festes Legionslager angelegt.
An das römische Lager schloss sich eine röm. Zivilsiedlung an. Abseits dieses Siedlungskomplexes
hatten Angehörige der Christengemeinde ihre Märtyrer bestattet. Zum Andenken an die Märtyrer
Cassius und Florentius wird eine spätrömische Kirche erbaut, ein Vorgänger der heutigen Münster-
basilika, deren Bau um die Mitte des 11. Jahrhunderts begonnen wurde. Um 1230 war der Bau in seiner heutigen Form vollendet, etwa zu der Zeit, als man mit der Grundsteinlegung für den
Kölner Dom begann. Die Münsterbasilika weist Elemente der frühgotischen Zeit auf.
Im Anschluss an die Münsterbasilika führte uns der Rundgang zum Beethovendenkmal. Hier wurde
der Werdegang Ludwig van Beethovens dargestellt. Dieser war schon zu Lebzeiten ein bedeutender
Komponist, was unter anderem daraus ersichtlich ist, dass an seinem Begräbnis auf dem Wiener
Zentralfriedhof 10000 Menschen teilnahmen. Das Geburtshaus Beethovens kann besichtigt werden.
Weiter ging es zu Sterntor und Sternstraße. Das Sterntor war ein Teil der mittelalterlichen Stadt-
mauer und wurde um 1244 errichtet. Von der Stadtmauer ist nichts mehr erhalten und das Sterntor
am Ende der Sternstraße wurde 1898 abgerissen. Kaiser Wilhelm II war damit nicht einverstanden
und so wurde zwei Jahre später ein Ersatztor am Bottlerplatz errichtet. Die Sternstraße ist die
Hauptgeschäftsstraße in Bonn.
Der Rundgang führte uns nun zum Alten Rathaus und zum Marktplatz. Das Rathaus wurde 1737-1738 unter der Regentschaft des Kurfürsten Clemens August errichtet. Heute dient es nur noch zum
Repräsentieren. Die Freitreppe des Alten Rathauses wurde zu einem Ort politischer Aktion. Hier
wurde Bundespräsident Theodor Heuss der öffentlichkeit präsentiert. Viele Staatsgäste hielten
dort ihre Reden und haben die Treppe berühmt gemacht, so z.B. Charles de Gaulle, John F.Kennedy,
Queen Elisabeth II, Michael Gorbatschow und Nelson Mandela.
Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus findet täglich ein Markt statt, wo Landwirte der Kölner Bucht
ihre Produkte anbieten.
Weiter ging es zur Remigiuskirche. Sie gilt als einzige gotische Kirche in Bonn und wurde 1276 von den Minoriten, einem Ableger des Franziskanerordens, erbaut. Heute gehört sie der Universität.
Die Bonner Oper wurde 1965 eingeweiht. Hinter der Oper beginnt die Rheinpromenade Bonns, die
sich ca. 8 km bis nach Bad Godesberg erstreckt. An vielen Stellen erreicht man die Uferstraße nur über enge und steile Stichstraßen oder hohe Treppen, der Rhein spielt also im Leben der Stadt nur
eine geringe Rolle. Der Alte Zoll ist eine ehemalige Bastion der Bonner Stadtbefestigung von 1644.
Hier sind mehrere Kunstwerke und Denkmäler aufgestellt worden. Von den beiden Kanonen, eine
wurde in Nevers bei Urzy gefertigt, wurde nie ein Schuss abgefeuert.
Die beiden Kurfürsten Joseph Clemens (1671-1723) und Clemens August (1728-1761) sind
bedeutend für die Bonner Stadtentwicklung. Unter ihnen wurde Bonn zur prunkvollen Barock-
residenz ausgebaut. Es entstanden z.B. das kurfürstliche Schloss, das heute Teile der Universität
beherbergt, und das Poppelsdorfer Schloss. Die Poppelsdorfer Allee sollte eigentlich ein Kanal
werden, der mit Kähnen zu befahren war, leider führte der geplante Zufluss zu wenig Wasser.
Nach dem Stadtrundgang erfrischten wir uns in einem Biergarten am Rheinufer, bevor wir mit den
gemischt deutsch-französisch besetzten Bussen nach Königswinter fuhren. Die Drachenfelsbahn, die älteste Zahnradbahn Deutschlands, die noch in Betrieb ist, brachte uns nun auf den Drachen-
fels. Sowohl die Zahnradbahn als auch der fantastische Rundblick begeisterten nicht nur unsere
französischen Freunde. In der Ferne konnte man sogar den Kölner Dom erkennen!
Zum Abendessen fuhren wir zur Vulkanbrauerei nach Mendig. Hier beeindruckte vor allem die
riesige Menschenmenge, ca. 1000 Personen, die außer uns noch den warmen Frühsommerabend
bei Bier und deftigem Essen verbringen wollten. Gut gelaunt und etwas müde kamen wir um ca.
22 Uhr wieder in Kamp an.
Am Samstag Morgen stand um 10.30 Uhr das Pflanzen des Zierapfelbäumchens auf dem Programm, eines Geschenks der Bürgermeisterin von Urzy.
Anschließend hatten die einzelnen
Familien eigene Unternehmungen mit ihren französischen Partnern geplant wie z.B. einen Besuch
im Thonet Museum in Boppard, einen Rundgang durch den hübschen Moselort Winningen, einen
Spaziergang zum Aussichtspunkt Maria Ruh auf der linken Rheinseite.
Um 18.30 Uhr versammelte man sich dann im Pfarrheim in Kamp, das zum Festsaal herausgeputzt war. Um 20 Uhr begann das umfangreiche Programm zum 20. Geburtstag der Partnerschaft.
Zunächst gedachten die Anwesenden mit einer Schweigeminute dem plötzlich verstorbenen
Partnerschaftsmitglied Jean Claustre, der die freundschaftlichen Beziehungen zu Kamp-Bornhofen
von Anfang an mitgeprägt hatte. Sein unerwarteter Tod war für alle ein Schock.
Die beiden Präsidentinnen der Partnerschaftskreise Dr. Mechthild Schauren und Francoise Evrard
und auch der Bürgermeister Frank Kalkofen betonten anschließend in ihren Ansprachen wie wichtig
eine solche deutsch-französische Partnerschaft sei, besonders in der heutigen Zeit.
Da der Landtagspräsident Hendrick Hering verhindert war, wurde er von Herrn Borngräber vom
Partnerschaftsverbad vertreten.
Herr Borngräber zeigte in seiner Ansprache die Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen
zwischen Rheinland-Pfalz und Burgund auf. Mittlerweile gebe es 146 Partnerschaften zwischen
Gemeinden in Rheinland-Pfalz und Burgund! Dann überreichte er eine Urkunde an Bürgermeister
Frank Kalkofen und an Roger Rigaud, den Vertreter der Gemeinde Urzy. Nun kamen die
überraschungen. Eine Ehrennadel in Bronze erhielt Francoise Evrard, eine silberne Ehrennadel
erhielten Tina Beise, Elli Emschermann und Jean Emil Evrard und eine Ehrennadel in Gold unser
erster Präsident Franz-Josef Meurer, dem die Freundschaft mit Urzy noch immer eine Herzens-
sache ist. Dr. Mechthild Schauren erhielt einen Blumenstrauß und die Entschuldigung des Vorstands
dafür, dass man vergessen hatte, für sie eine Ehrennadel zu beantragen. Sie setzt sich unermüdlich für die freundschaftlichen Beziehungen zu Urzy ein und hätte eine Ehrennadel mehr als verdient.
Wie üblich wurden nun die Gastgeschenke ausgetauscht und anschließend wurde das kalte Buffet
"geplündert". Zu später Stunde kam auch noch der Minister des Innern, Roger Lewentz, zu Besuch.
Er war Bürgermeister in Kamp-Bornhofen, als die Freundschaft mit Urzy besiegelt wurde.
Der Musiker verstand es fabelhaft, die Festteilnehmer zum Tanzen zu animieren und so feierte man
in ausgelassener Stimmung bis nach Mitternacht.
Am Sonntagmorgen um 9 Uhr hieß es schon wieder Abschied nehmen. Wie üblich flossen hierbei
wieder einige Tränen und private Einladungen wurden ausgesprochen. Zum Trost steht spätestens
am Wochenende von Christi Himmelfahrt 2018 ein Besuch in Urzy an.